Simone Radl bricht als Verfahrenstechnikerin und Bergretterin nicht nur mit klassischen Rollenklischees, sondern zeigt, wie Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen den Weg zu Spitzenleistungen ebnen – bei Semperit genauso wie am Berg.
Passiert im Gebirge ein Unfall, geht es oft um Leben oder Tod. Auch für die Bergretter selbst, die ehrenamtlich ausrücken. Solche Grenzerfahrungen kennt Simone Radl gut. Die passionierte Kletterin ist stellvertretende Landesleiterin der Bergrettung Niederösterreich/Wien – und die erste Frau in dieser Führungsposition in der fast 130-jährigen Geschichte der Organisation. Die Risiken seien in den letzten Jahren gestiegen: „Die Wetterverhältnisse in den Bergen ändern sich heute rasend schnell. Der Klimawandel macht unsere Arbeit gefährlicher: Weniger Schnee, heftige Unwetter und Hitzewellen zwingen zur ständigen Anpassung. Und Bergsportler bereiten sich darauf oft nicht adäquat vor.“ Radl kennt die Berge und ihre Herausforderungen gut. Für sie sind sie eine Quelle der Kraft und Inspiration, aber auch ein Ort, an dem Durchhaltevermögen und Beharrlichkeit gefragt sind. „Man muss mit Rückschlägen umgehen und Wege finden, die anfangs vielleicht unüberwindbar erscheinen – das gilt am Berg genauso wie im Beruf.“
„Man muss mit Rückschlägen umgehen und Wege finden, die anfangs vielleicht unüberwindbar erscheinen – das gilt am Berg genauso wie im Beruf.“
Simone Radl, Teamlead Central Process Development
Seit 2018 arbeitet Simone Radl im Bereich Prozessentwicklung und -optimierung bei Semperit und leitet inzwischen ein vierköpfiges Team. Sie ist Ansprechpartnerin für die Produktherstellprozesse, vor allem die Vulkanisation, sowie für materialspezifische Fragestellungen: „Wir forschen gemeinsam daran, wie Herstellungsprozesse günstiger, schneller oder energiesparender werden können. “Das sei ein „hochdynamischer Arbeitstag“ zwischen Labor, Produktion, Schreibtischarbeit und Sitzungszimmern.
Faszination Wissenschaft
Die Begeisterung für die Entwicklung neuer Materialien begleitet Simone Radl schon seit Studientagen an der Montanuniversität Leoben: „Ich wollte immer wissen, wie Materialien strukturiert sind und wie man sie verändern kann.“ Während ihrer Doktorarbeit forschte sie an intelligenten Polymerlösungen, die sich unter UV-Licht abbauen lassen und dadurch recycelbar sind. Zwei Patente zeugen von ihrem Innovationsgeist, aber: „Der Durchbruch kam erst nach jahrelanger harter Arbeit. Wir hatten Phasen, in denen nichts funktionierte. Genau da habe ich gelernt, dranzubleiben, um die Ecke zu denken und neue Lösungswege zu finden.“
Frauen wie Simone Radl sind in der Verfahrenstechnik wie in der Bergrettung noch immer in der Minderheit. Für mehr Mitwirkung von Frauen in diesen Bereichen zu sorgen, treibt sie an: „Frauen sind großartige Technikerinnen, und Frauen sind großartige Alpinistinnen. Ich bin der Beweis dafür, dass es sich lohnt sich mehr zuzutrauen.“
Simone Radl wurde in der Sendung „Heimat großer Töchter und Söhne“ im ORF porträtiert: Kunststofftechnikerin und Bergretterin Simone Radl (Niederösterreich) - Heimat großer Töchter und Söhne auf ORF ON