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Innovation Engine

Von der Neugier zum Durchbruch

Armin Holzner ist seit 30 Jahren bei Semperit und leitet seit 24 Jahren die Abteilung Forschung und Entwicklung. Mit Verantwortung über acht F&E-Standorte weltweit, 183 Mitarbeiter und über 250 Projekte ist er maßgeblich am Fortschritt des Unternehmens beteiligt. Im Fokus stehen dabei zunehmend Themen wie Kreislaufwirtschaft und Energieeffizienz. Warum diese Bereiche sein Team in Zukunft am stärksten beschäftigen werden und was das Herzstück von Forschung und Entwicklung ist, verrät er im Interview.

Bei Forschung & Entwicklung geht es immer um Fortschritt. In welchen Bereichen bei Semperit?

Holzner: Wir haben die Entwicklung in drei Bereiche gegliedert: erstens Materialentwicklung, zweitens Prozessentwicklung und drittens Produktentwicklung. Unterstützt von den Labors, dem Knowledge Management und den Intellectual Property Rights. Und ja, in allen Feldern geht es um Neuerungen und Verbesserungen. Das kann in manchen Fällen eine winzige Ecke sein, die man bei einem Produkt dazu- oder wegtut, manchmal aber auch eine Revolution wie bei der Kreislaufwirtschaft.

Rund 18 Millionen Euro hat Semperit im Jahr 2023 in Forschung & Entwicklung investiert. Welche Projekte wurden damit vorangetrieben?

Holzner: Sehr viel ist im Schlauchbereich weitergegangen, zum Beispiel bei der abriebfesten, flammbeständigen Decke für Hydraulikschläuche und bei unserem extra hoch-temperaturbeständigen Schlauch, wo wir schon fast am Ende der Entwicklung angelangt sind. Da sind wir wahrscheinlich die Besten auf der Welt. Bei den Fördergurten entwickeln wir Oberflächen, die es ermöglichen, dass das Transportgut nicht am Gurt anhaftet. Solche anti-stick Fördergurte werden vom Markt gewünscht. Bei den Profilen haben wir ein neues Material entwickelt, um eine sehr gute Gleitwirkung bei gleichzeitig sehr guter Dichtwirkung zu erreichen. Das gelang, indem wir eine Gummidichtung mit thermoplastischem Vulkanisat beschichtet haben. Dieses Produkt soll Bürstendichtungen bei Schiebe-Türen ersetzen, wodurch die Dichtwirkung dieser Türelemente deutlich verbessert wird. Eine weitere Entwicklung betrifft hochwärmedämmende Dichtungen speziell für den Alufensterbereich, die sich gerade in der Markteinführung befindet. Bei den Schienenzwischenlagen haben wir in einer Kombination aus neuem Material und neuer Geometrie ein „silent pad 2.0“ entwickelt, das eine weitere Lärmreduktion beim Schienenverkehr ermöglicht. Das waren jetzt aber nur ein paar Beispiele, denn insgesamt haben wir letztes Jahr an 253 F&E-Projekten gearbeitet. Ein ganz wichtiger Faktor dabei für uns ist, dass unsere Priorität-A-Projekte in-time erledigt werden. Wir sind letztes Jahr mit 91 Prozent ins Ziel gekommen, was ein guter Wert ist, aber auch hier wollen wir natürlich noch besser werden.

"Ich habe den spannendsten Job im ganzen Unternehmen."

Armin Holzner, Head of R&D, Semperit

Was ist denn der Startpunkt eines F&E-Projekts, immer eine Marktanforderung?

Holzner: Oft, aber nicht immer. Wir haben in den letzten fünf Jahren eine eigene Innovation Pipeline aufgebaut, die intern und vom Markt mit Ideen gefüttert wird. Damit ist das jetzt viel weiter gefasst und hat eine eigene Systematik. Das war eine wirklich bahnbrechende Änderung bei Semperit.

Apropos bahnbrechend. Das sind auch die Bestrebungen in Richtung Kreislaufwirtschaft. Wo steht Semperit da aktuell?

Holzner: Ja, Zirkularität ist unser größter Schwerpunkt. Wir versuchen, heuer als ersten Meilenstein 100 Tonnen Eigen-Rezyklat wieder in unseren Produkten wieder einzusetzen. Bei den Schienenzwischenlagen läuft da zum Beispiel ein Projekt mit der Deutschen Bahn. Auch Kunden für Seilbahnringe, Skifolien, Trackbelts oder Rohrdichtungen wünschen sich Produkte mit nachhaltigen oder recycelten Anteilen, und bei den Fenster-Profilen ist uns schon ein bis zu 70-prozentiger Recycling-Anteil gelungen. Die Kunden zeigen großes Interesse, da sie damit wiederum den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte reduzieren können. Das Entscheidende ist, dass die Qualität durch das Recycling-Material nicht leidet, die Eigenschaften unverändert bleiben. Und das ist alles andere als trivial.

Trivial wäre für einen Forscher aber wahrscheinlich ohnehin eine Art Drohung oder?

Holzner: Das stimmt, ohne komplizierte Problemstellungen würde mir schnell langweilig werden. Ich bin jemand, der sehr neugierig und hartnäckig ist. Ich verbeiße mich in Problemlösungen und gebe nicht auf. Denn selbst wenn man etwas schon vor fünf Jahren probiert hat und es ist nicht aufgegangen, kann es jetzt mit neuen Rahmenbedingungen sehr wohl funktionieren. Außerdem bin ich jemand, der Sachen gerne und grundlegend hinterfragt, ich glaube das ist nicht nur für Entwickler ganz wichtig. Kurzum: Für mich habe ich den spannendsten Job im ganzen Unternehmen.

Gibt es etwas, das Sie als Herzstück der Forschung & Entwicklung bei Semperit bezeichnen würden?

Holzner: Innovationsmanagement ist immens wichtig, weil wenn wir auf das falsche Projekt setzen, sind es leere Kilometer. Das ist eine Managementaufgabe. Aber das Herzstück ist für mich die Fähigkeit jedes Teammitglieds Probleme zu lösen – mit Wissen, Analytik, Logik und Kreativität. Denn nur mit diesem Rüstzeug kann ich Material, Prozess und Produkt so aufeinander abstimmen, dass das was rauskommt, vom Kunden gewünscht und auch gekauft wird. Das sieht man schlussendlich an den Zahlen. 2023 hat Semperit 85 Millionen Euro Umsatz mit neuen Produkten gemacht.

Zum Abschluss eine Zukunftsprognose: Welche Themen werden Sie und Ihr F&E-Team in den nächsten Jahren am stärksten beschäftigen?

Holzner: Ganz klar die Kreislaufwirtschaft und die Energieeffizienz in den Prozessen. Die Rahmenbedingungen werden sich ändern. In 7 bis 10 Jahren wird es nicht mehr um „können“ oder „sollen“ gehen, sondern um „müssen“. Daher investieren wir in unsere Herstellungsmethoden, dass sie so energieeffizient wie möglich werden. Ich bin da sehr optimistisch, denn es gibt so viele Potenziale, wenn man das Ganze betrachtet. Und im Bereich Zirkularität ist eine Vielzahl an Startups aus dem Boden geschossen, die versuchen, Gummi mit neuen Methoden zu recyclieren. Das hätte man sich vor fünf Jahren nicht träumen lassen. Wir kooperieren mit ihnen, schicken ihnen unsere off spec-Produkte und bekommen recyceltes Material retour. Da lernen wir gerade enorm viel dazu.

Die Fabrik von Johann Nepomuk Reithoffer in Wimpassing im Jahr 1852
Teamwork im F&E-Zentrum in Wimpassing
Die Fabrik von Johann Nepomuk Reithoffer in Wimpassing im Jahr 1852

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